Samstag, September 01, 2007

Ach deshalb!

Im Go gibt es viele Zugabfolgen und Formen die als gut bezeichnet werden und andere die nicht oder nur bedingt korrekt sind. Eines der bekanntesten und meistgespielten Joseki (zumindest soweit ich das beurteilen kann) ist das unten abgebildete. Für Joseki gibt es ja bekanntlich auch ein recht häufig verwendetes Proverb:
Learn a Joseki and get 2 stones weaker. Study a Joseki and get 2 stones stronger!

Um also wirklich von einem Joseki zu profitieren, muss man 1. verstehen wann man anwenden sollte und 2. welchem Zweck die gespielten Steine bzw. die enstandene Situation dient.



Weiss erhält das Gebiet in der Ecke, während Schwarz sich auf die Seite sowie das Zentrum konzentriert. Bei Smartgo werden die Fortführungsansätze A bis D vorgeschlagen. Allerdings sieht man bei uns Amateurspielern praktisch immer nur den mit X gekennzeichneten Punkt als Ende der Sequenz. Soweit ich das verstanden habe ist das insofern falsch, als dass X zu klein ist. Es stellt keine Drohung dar und sichert auch (besonders für Opening-Verhältnisse) nur ein sehr kleines Gebiet. Die Folge ist offensichtlich, Weiss erhält die Initiative und kann mit dem nächsten Zug weiterhin den Fluss des Spiels bestimmen. Das will Schwarz aber nicht! Der einzig richtige Zug um das Gebiet zu sichern wäre Schwarz B, Weiss müsste darauf einen Punkt unter C antworten und Schwarz behält die Initiative.

Wenn diese Variante nicht gut genug ist, bietet sich der Zug auf A an, der Gebiet auf der Seite sichert. Weiss hat anschliessend folgende zwei Möglichkeiten die Position von Schwarz unter Druck zu setzen.

Nehmen wir an Weiss will seinen Stein retten und spielt 2. Nehmen wir ausserdem an, dass Weiss auf der linken Seite (siehe Markierung) ein Moyo bilden möchte. Schwarz kann darauf mit 3 antworten und seine Gruppe ist verbunden. Der nächste Zug von Weiss muss A sein um sein Framework zu stärken, allerdings ist diese Variante irgendwie nicht wirklich befriedigend da 2 zu wenig Druck ausübt auch Weiss A stellt für Schwarz keine echte Drohung dar, da seine Steine bereits gesichert sind. Er kann also die beiden weissen Steine fangen oder Weiss' potentielles Moyo mit Tenuki reduzieren/zerstören.

Weiss ist mit dem Resultat also nicht zufrieden und muss einen anderen Weg suchen.


Er spielt also 1 um eine Wand zu errichten die seine Steine in der oberen Ecke unterstützt. Schwarz 8 wird dabei erst nötig nachdem Weiss bereits eine massive Attacke gestartet hat. und auch dann hat Schwarz noch eine gute Position und solange Weiss mit einem Absicherungszug nicht gerade mehr als 40 Punkte macht (dann müsste man aber während des Spiels noch ganz andere Fehler gemacht haben :) ), ist das Resultat für Schwarz durchaus passabel. Also scrollt noch einmal zum 1. Bild des Beitrags rauf, merkt euch wo der mit X markierte Punkt ist und macht darum einen grossen Bogen ;)

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