Samstag, August 12, 2006

Go zu zeiten des Nationalsozialismus und des 2. WK

Go ist das älteste Brettspiel der Welt, das ist unbestritten. Jedoch wurde es in Europa erst recht spät, nämlich im 17. Jahrhundert "entdeckt". Da ich mich persönlich ein wenig für Geschichte interessiere, wollte ich gerne herausfinden wie und wann einige der modernen Go-Institutionen gegründet worden waren. Überraschenderweise haben viele ihren Ursprung in der Zeit zwischen 1933 und 1945, sprich der Zeit des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges, was mich dazu brachte über die Entwicklung von Go in Deutschland während dieser Zeit zu blogen.

Zunächst wäre da die Zigarettenmarke "Austria" die 1934 jeder Zigarettenbox ein Go-Spiel beilegte. Später dann auch ein Tutorial mit dem namen "Snip Go-Spiel". Im selben Jahr wurde von Edward Lasker, Karl Davis Robinson und Lee Hartman die AGA gegründet, die bis heute Bestand hat. 1936 wurde sogar eine Fernpartie zwischen Dueball (Berlin, einer der damaligen Go-Pioniere) und Hatoyama (Tokio, japanischer Minister für Kultur) gespielt, Hatoyama gewann die Partie. Erstaunlich ist, dass die Partie in einer "gewöhnlichen Zeitschrift", nämlich dem Völkischen Beobachter in Deutschland publiziert wurde. Ein Jahr später (3 Jahre nach der AGA) wird auch der Deutsche Go Bund gegründet. Im selben Jahr erschienen auch die ersten beiden Bände von Bruno Rügers vierbändigem Machwerk um das Go Spiel (Band 1: Einführung in die Feinheiten und Spielregeln dieses interessanten Brettspiels, Band 2: Lehrbuch für Fortgeschrittene). 1938 erscheinen die beiden Nachfolger (Band 3: Lehrreiche Meisterpartien, Band 4: Reizvolle Go Aufgaben). Zu dieser Zeit spielte sich auch folgende ergreifende Begebenheit ab.

Im Konzentrationslager Aschendorfer Moor bei Papenburg wird das Go-Spiel durch den Insassen Waldemar Wahlert, der das Spiel durch ein Buch von Bruno Rüger kennt, eingeführt, Steine werden aus Holz selbst gemacht, zur Wirkung Franz Schiffer: Weil das Go-Spiel für uns etwas Neues und Schönes war, hat es anspornend gewirkt und viele aus ihrer Lethargie herausgelockt. Menschen, die vollkommen willenlos geworden waren, sind durch dieses Spiel zu neuem Leben erweckt worden.

In Köln werden bei Treffen (1939) von 15-20 illegalen sozialistischen Widerstandskämpfern um Dr. Lohmüller, Wahlert und Schiffer (beide inzwischen entlassen), Go-Bretter sowohl zur Tarnung ihrer Aktivitäten wie auch zur wirklichen Pflege des Go-Spiels benutzt.

In der Zeit von 1937-1939 lebte sogar der japanische Profi Fukuda Masayoshi damals 5p in Deutschland und lehrte an diversen Veranstaltungen das Brettspiel.
1940 Eine Deutsch-Japanische Ländermeisterschaft findet statt, Japan gewinnt 16:8. Die Spieleranzahl in Deutschland wird von Rüger auf rund 2'000 geschätzt. Eine weitere interessante Anekdote aus dieser Zeit ist folgende:
Eine briefliche mit aufzuklebenden Papier-Go-Steinen ausgetragene Fern-Go-Partie zwischen Carl Fröschl in Wien und Siebert in Hamburg wird von der mißtrauischen GeStaPo in Wien durch ein Verhör von Fröschl untersucht. Fröschl kann zwar klarstellen, was Go ist, die Fortsetzung der Partie wird aber untersagt.
1941 stirbt Emmanuel Lasker (vermutlich einer der wichtigsten Go-Pioniere Europas) im Alter von 72 Jahren im Exil, in das er als liberaler jüdischer Philosoph hatte fliehen müssen, in New York. Im Verlauf des 2. Weltkrieges wurde ein Grossteil der deutschen Go-Literatur dieser Zeit zerstört.

Sämtliche Angaben zu diesem Thema sind der Geschichts-Sektion des Leipziger Go-Clubs entnommen. Alle die gerne mehr zu diesem Thema, oder der Geschichte von Go im Allgmeinen erfahren möchten, sollten einen Blick auf die Buchreihe Eurogo (Vol. 1/ Vol. 2/ Vol. 3) werfen.

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