Manchmal ist mehr einfach mehr

Das Endgame ist in vielen Partien entscheidend. Dort werden die finalen Punkte vergeben (bzw. versemmelt) und das Spiel kann unter Umständen noch unerwartete Wendungen nehmen. So auch in meiner Partie vorhin. Am Ende ergab sich folgende Brettsituation (alle anderen Yose-Punkte waren bereits ausgefüllt).

Weiss ist am Zug. Welchen Zug sollte er unbedingt machen bzw. muss er überhaupt einen machen? Mein erster Gedanke in der Partie war, dass die Schwarze Gruppe gefangen wird, falls Schwarz nicht noch einen weiteren Stein setzt um den Weissen Stein in seinem Territorium unschädlich zu machen. Gesagt getan, es ergab sich folgende Brettsituation.

Weiss opfert keinen weiteren Stein aber Schwarz muss dennoch reagieren, im Endeffekt hat Schwarz also -1 Punkt. Allerdings ist diese Lösung nicht richtig. Weiss hätte wesentlich mehr aus der Situaton herausholen können. Die meisten von euch dürften auch schon gemerkt haben wie, zur Sicherheit erkläre ich es aber unten ausführlich :)

Der gesuchte Move ist der oben abgebildete markierte Zug. Lokal muss Schwarz zwar nur einen Stein legen um den Schnitt zu vermeiden, berücksichtigt man jedoch die Gesamtsituation ergibt sich folgendes. Weiss hat einen weiteren Stein geopfert um dem ursprünglichen Stein weitere Freiheiten zu geben. Dadurch muss Schwarz mehr Steine aufwenden um die Gruppe zu entfernen. Insgesamt 1 (weisser Stein)-4 (schwarze Steine, siehe links) = -3 Punkte. Ein Stein mehr bringt also manchmal einfach mehr :)

Die oben gezeigte Möglichkeit ist allerdings ebenfalls nicht das beste Resultat für Schwarz. In dem Spiel hätte es gereicht, wenn er einfach nur die entsprechende Gruppe mit der bereits gesicherten Gruppe verbunden hätte. Dadurch wendet er einen Stein weniger auf um die Situation zu entschärfen, -2 Punkte.

Weiss könnte natürlich einen weiteren Stein legen um Schwarz die Möglichkeit zu nehmen seine Gruppen zu verbinden. Berücksichtigt man aber das Resultat 2 (W) - 4 (S) = -2 Punkte, ergibt sich daraus für Weiss kein Vorteil.